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Meine Vision für Arbeit und psychische Gesundheit

Ich möchte Ihnen in diesem Blogpost meine Vision zum Thema psychische Gesundheit in der Arbeitswelt vorstellen. Denn ich bin überzeugt, dass das Thema psychischer Gesundheitsschutz in jeder Organisation an oberster Stelle des Gesundheitsmanagement stehen sollte. Da das leider noch nicht der Fall ist, bin ich Coach und Beraterin für das Thema Arbeit und Psyche geworden. Den hier schlummert ein gigantisches Potenzial, sowohl auf individueller Ebene als auch in den Organisationen, welches wir dringend nutzbar machen müssen!


Psychische Gesundheit ist in vielen Betrieben sowohl Problem als auch Lösung im Bezug auf große Herausforderungen, wie den Fachkräftemangel, steigende Krankheitszahlen und damit verbundene hohe Kosten für betriebliche Ausfälle.


Dazu erstmal eine Standortbestimmung:


Psychische Erkrankungen werden häufiger.


In den letzten Jahren beobachten wir einen Anstieg psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft. In Deutschland fühlen sich über 50% der Arbeitnehmer auf Grund psychischer Belastungen in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt und in den letzten 15 Jahren stieg der Anteil an Depressionen und Angststörungen um 80%. (Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN))

Während psychische Erkrankungen im Jahr 2000 noch ca. 7% der Krankschreibenden ausgemacht haben, waren es 2017 bereits 15%. Der Anteil hat sich also erschreckenderweise verdoppelt. Allein Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems haben häufiger zu Krankschreibungen geführt, sind jedoch rückläufig; 2017 waren das noch 22% der Krankschreibungen.


Psychische Erkrankungen sind die einzigen, die konstant mehr werden, neben zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungserkrankungen, oder Atemwegserkrankungen, die alle rückläufig sind.


Psychische Erkrankungen dauern wesentlich länger an.


Im Schnitt waren Personen mit psychischen Beschwerden 2000 ca. 26 Tage Arbeitsunfähig, 2017 bereits fast 35 Tage. Das sind mehrere Monate Arbeitsunfähigkeit durch diese Erkrankungen.


Bei allen anderen Krankheitstypen sind die Zahlen relativ konstant, bei Herz-Kreislauf-Erkankungen sind es ca. 20 Tage, was die zweilängste Dauer ist. Sprich: Mehr Menschen in Deutschland bekommen psychische Erkrankungen und sind dann auch wesentlich länger krank. Diese Informationen beruhen auf Daten von 5 großen Krankenkassen in Deutschland.

Die Corona-Pandemie potenziert das Problem.

Derzeit erleben wir so viele Krankschreibungen wegen psychischen Problemen wie nie, laut der DAK. Dazu kommen Kurzarbeit, große Umbrüche im Berufsleben vieler Arbeitnehmender, Kündigungen ausgelöst durch die Pandemie und eine starke Beschleunigung vieler Trends, wie zum Beispiel auch der Digitalisierung.


Wir mussten alle miterleben, wie die Pandemie vor allem für Frauen viele Rückschritte in alte Muster bedeutet hat: Durch die Schließung von Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten sind viele Frauen nicht in der Lage gewesen, ihren Berufen wie üblich nachzugehen. Viele Familien haben erlebt, wie Homeoffice und Kinderbetreuung auf einmal zu einer riesigen Nervenprobe für alle Beteiligten wurden. Auch wenn die Pandemie derzeit in einer Art Ruhephase zu sein scheint, dürfen wir uns vom schönen Schein nicht trügen lassen: Corona ist noch nicht vorbei, und die Konsequenzen der Pandemie auf unsere psychische Gesundheit sind noch lange nicht absehbar.


Was kann getan werden, um diesen Negativtrend zu durchbrechen und dem Thema Psychische Gesundheit seinen Platz zu geben, privat und beruflich?


Es braucht eine Entstigmatisierung des Themas: Insbesondere in den niedrigeren Hierarchieebenen.

Wenn wir über das Thema psychische Gesundheit in Betrieben sprechen ist ein sehr häufiger Begriff das sogenannte Burnout. Dieses Phänomen wird oft den oberen Hierarchieebenen von Organisationen, wie zum Beispiel dem Management, zugeordnet. Dort sehen wir jedoch eine immer bessere Versorgung im Bezug auf die Psyche durch Trainings, Coaching und Therapie sowie weniger Stigma - ein Trend, der aus den Vereinigten Staten übergeschwappt ist.


Frauen sind 2x häufiger von psychischen Problemen betroffen als Männer

Wenn wir einmal schauen, wer demographisch besonders gefährdet ist, sind das tatsächlich nicht die Manager. Erstens gibt es eine geschlechtsspezifische Differenz. Nach Daten der AOK sind Frauen 2x so häufig wie Männer krankgeschrieben. Wirft man einen Blick auf die typischen, stark frauendominierten Berufe, sind das laut AOK auch die Berufssparten mit den meisten psychischen Erkrankungen, wie Pflege und andere Sozialberufe. Insbesondere also in den Bereichen, wo psychische Gesundheitsprobleme oft auftreten, ist auch das Stigma noch sehr hoch sowie der Zugang zu Therapie & Beratung eher erschwert.


Das Thema psychische Gesundheit und die Erkennung von Anzeichen gehört meiner Meinung in den standardmäßigen Schulungsrhythmus aller Mitarbeitenden, wie zum Beispiel auch korrekte Arbeitskleidung, Hygiene, oder sonstige Sicherheitsschulungen. Hier gibt es inzwischen zertifizierte Ersthelferkurse und Ähnliche andere Programme. Zudem sollten Beratungsangebote, sei es durch vom Unternehmen beschäftigte Coaches/ Berater oder Betriebsärzte, für alle Mitarbeitenden zugänglich gemacht werden, um vorzubeugen und bei frühen Anzeichen bereits Abhilfe zu schaffen.

Die Gefährdungsbeurteilung psychische Gesundheit muss absoluter Standard werden.

Allgemein ist es wichtig zu betonen, dass psychische Belastungen immer ein Bestandteil der Arbeit sind. Grundlegend können sie sich auch positiv auswirken, zum Beispiel, indem sie einer erhöhten Motivation führen. Hohe Verantwortung beispielsweise birgt natürlich eine gewisse Belastung, aber kann auch dafür sorgen, dass sich die betreffende Person besonders wertgeschätzt und bedeutungsvoll für das Unternehmen fühlt.


Einen Teil der psychischen Belastung am Arbeitsplatz kann ich ebenfalls messen und quantifizieren, allerdings ist das Thema natürlich komplexer. Dafür gibt es Standardverfahren, validierte Inverview-Verfahren und Workshops, zum Beispiel. Diese werden auch lange schon in der Wissenschaft angewandt, um e.g. psychosoziale Belastung zu erfassen. So kann ich kritische Konstellationen, zum Beispiel eine Kombination aus hohem Zeitdruck gepaart mit Schichtarbeit und hoher Verantwortung feststellen und dann Maßnahmen ableiten. Die Verfahren sind gut zugänglich, aber leider noch nicht Gang und Gäbe in den Unternehmen.


Psychische Belastung ist kein Einzelphänomen, sondern muss systemisch betrachtet werden.


Denn meistens sind die akuten Ausfälle von Mitarbeitern ein Symptom: dahinter stehen tiefgreifende Probleme, die zu kaskadierenden Effekten führen können. Nehmen wir den akuten Fall: Fehlt ein*e Kolleg*in, müssen die Anderen mehr arbeiten, wodurch die Belastung steigt. Der*die fehlende Angestellte muss nicht angeben, warum er*sie krank ist, und es kommen einfach alle drei Wochen die neuen Krankschreibungen. Weiterhin steigt auch das Konfliktpotential im Unternehmen, was wiederum Teamgefühl und Kommunikation allgemein beeinträchtigen kann. Kommt diese*r Mitarbeitende jetzt wieder zurück in den Betrieb, ist eins vorprogrammiert: Er*sie wird wieder ausfallen, da die psychosozialen Belastungen im Unternehmen in der Zwischenzeit eher gestiegen sind, sowie die alten Schwierigkeiten nicht behoben wurden.


Aus diesem Grund bin ich Coach und Beraterin geworden: Um Angestellte sowie Unternehmen dabei zu unterstützen, eine gesunde Kommunikation und Organisationskultur im Betrieb aufzubauen - sodass psychische Überbelastungen nachhaltig vorgebeugt werden können.

Abschließend bleibt zu sagen: Psychische Gesundheit wird in den kommenden Jahren die größte gesellschaftliche Herausforderung im Bezug auf Gesundheit, bei der Arbeit und Außerhalb, in Deutschland - vor Infektionsschutz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfallverhütung, und so weiter.


Es ist Zeit, diesem Thema die entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen!

 
 
 

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